wann?

neue ungehaltene reden ungehaltener frauen

bis 31. Juli 2023

die räuber

Staatstheater Cottbus
Premiere: 16. September 2023

interview

gossips sprechen mit dem Frankfurter Kranz

Hungy

choreographische Video-Portraits

online

was?

Ungehaltene Reden Ungehaltener Frauen

neue Ausschreibung ab Mai

Außerdem: „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen: Fünf aus 217“ – live mit Chrizzi Heinen, Cornelia Koepsell, Selma Matter, Olga Prokot, Paula Thielecke / Musik: Christine Weghoff

Die Stiftung Brückner Kühner, die S. Fischer Verlage, hr2-kultur und das Archiv Deutscher Frauenbewegung legt die Ausschreibung „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ im Mai zum dritten Mal auf und fordert Menschen, die sich als weiblich identifizieren, dazu auf, sich bis zum 31. Juli 2023 mit einer ungehaltenen Rede zu bewerben.

Gemeinsam mit Friedrich Block (Stiftung Brückner Kühner), Friederike Emmerling (S. Fischer Theaterverlag), Karoline Sinur (hr2-kultur), Gilla Dölle (Archiv Deutscher Frauenbewegung, ) und Sandra Kossendey (ausgewählte Rednerin aus dem vergangenen Jahr) wähle ich im Herbst als Jurorin wieder sechs Rednerinnen aus, ihre Rede im Dezember zum Tag der Menschenrechte im Kasseler Rathaus zu halten.

Fünf aus insgesamt 217 in den vergangenen Jahren eingereichten Reden sind außerdem im Rahmen des Kasseler Komik-Kolloquium nach Kassel ins Gleis1 (Kulturbahnhof) eingeladen. Mehr Infos zur Veranstaltung finden sich hier.

Im Februar ist außerdem wieder eine Publikation bei S. Fischer erschienen, die 24 der im vergangenen Jahr eingereichten versammelt: „Sag jetzt nichts, lass mich zu Ende reden!“ kann im Buchhandel bestellt werden.

© Isabelle Winter

Die Räuber

Mit Pia Richter inszeniere ich am Cottbuser Staatstheater Schillers Erstlingswerk

Premiere: 16. September 2023

Von Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit, heute fest im Grundgesetz verankert, konnte Schiller nur träumen. Doch wie frei ist eine westliche Welt, deren Freiheit sich aus der Ausbeutung des sogenannten „globalen Südens“ speist – und wer sind hier die eigentlichen Räuber? Wie kam es dazu, dass Schiller als „Nationaldichter“ nicht nur deutsche Lehrpläne, sondern auch Plätze, Straßen und das deutsche „kulturelle Erbe“ prägt – obwohl er sich selbst vielmehr als Weltbürger und Europäer denn als Nationalist verstand? Und was bedeutet es, dieses kulturelle Erbe als heutige Theatermacher*innen anzutreten?
Pia Richter spickt ihre Fassung, die gemeinsam mit dem Cottbuser Ensemble (und mir) entstand mit Zitaten feministischer Autorinnen, antikapitalistischer Aktivist*innen und eigenen Texten, stellt die Geschlechter-Rollen der „Klassiker“ auf deutschsprachigen Theaterbühnen auf den Kopf und lässt den Dichter höchstpersönlich auftreten. Zusammen gehen wir der Frage nach, wogegen es sich in einer heutigen Welt noch lohnt, aufzubegehren. Es wird gesungen und skandiert, gestritten, gerungen und gefeiert – und ganz nebenbei die „Deutsche Kunst“ durcheinandergebracht.

REGIE: Pia Richter
BÜHNE UND KOSTÜM: Julia Nussbaumer
MUSIK: Malik Dialo
DRAMATURGIE: Julia Hagen

MIT: Sophie Bock, Sigrun Fischer, Juli Niemann, Markus Paul, Johannes Scheidweiler

Dauer: ca 2 Std, 15 min inklusive einer Pause
Grafik: © Staatstheater Cottbus

hungry

Tänzerinnen erzählen die Geschichten ihrer Körper: Sieben choreographische Video-Portraits über das Eine, was wir alle gemeinsam haben.

online unter gossips-collective.com

Auf den Aufruf von gossips, der Tänzerinnen einlud, sich für einen dokumentarischen Prozess mit Gesprächen, Interviews und einem Video-Dreh zu bewerben, meldeten sich im Sommer 2022 über 100 Tänzer*innen. Das Bedürfnis, in der Tanz-Szene und besonders als weiblich gelesene Person über die Beziehung zum eigenen Körper zu sprechen, war überwältigend. Die Tänzerinnen Yanel Barbeito Delgado, Magdalena Dzeco, Hend Elbalouty, Katja Gaudard, Tara Jade Samaya, Amelia Uzategui Bonilla und Maisie Woodford wurden schließlich eingeladen, Teil des Prozesses zu sein.

Auf Basis von biographischen Erfahrungen und Reflektionen und Überlegungen (angestoßen durch lange Vorgespräche und intensive Interviews im Rahmen des Projekts “Hungry”) entwickelten wir mit jeder Tänzerin und gemeinsam mit dem Film-Team De-Da Productions und der Komponistin und Musikern Miriam Berger je ein choreographisches Tanz-Portrait, innerhalb dessen jede Tänzerin ihre subjektive Geschichte vertanzt, die gleichzeitig weit über die individuelle Erfahrung hinausweist und einen Beitrag zum Diskurs über Körper-Normen, Leistungsdruck und (gegenderte) Schönheitsideale auch außerhalb der Tanzszene leistet.

Performance / Choreography: Yanel Barbeito Delgado / Magdalena Dzeco / Hend Elbalouty / Katja Gaudard / Tara Jade Samaya /Amelia Uzategui Bonilla / Maisie Woodford

Konzept: Gal Fefferman, Anno Bolender, Julia Hagen, Katelyn Skelley, De-Da Productions, in collaboration with Yanel Barbeito Delgado / Magdalena Dzeco / Hend Elbalouty / Katja Gaudard / Tara Jade Samaya /Amelia Uzategui Bonilla / Maisie Woodford

Artistic direction / Choreography: Gal Fefferman. Dramaturgy: Julia Hagen. Produktion: Anno Bolender. Film: De-Da Productions. Music: Miriam Berger. Consultation: Katelyn Skelley. Choreographic assistant: Evie Poaros. Translation for Yanel Barbeito Delgado:  Guillermo de la Chica Lopez . Special thanks to Alexandra Morales and Omar Gomez 

Foto: De-Da Productions

gossips im Interview mit dem Frankfurter Kranz

Sandra Mann hat uns fotografiert und Sonja Müller mit uns gesprochen.

2021 haben die Choreographin Gal Fefferman, Anno Bolender als Produktionsleitung und ich unserer gemeinsamen Arbeit in der Frankfurter freien Tanz- und Performance-Szene den namen gossips gegeben.
Über unsere Kunst, unsere Vorstellung von „Erfolg“ und über unser letztes Projekt haben wir mit dem Frankfurter Kranz gegossipt. Lest rein!

Im aktuellen Kalenderjahr gibt es nach SUPERHEROES GEHEN NICHT AUF’S KLO, das im Mai Premiere hatte, von uns keine neue Arbeit mehr. Umso mehr freuen wir uns, dass die SUPERHEROES bald über Flux für Schul-Gastspiele in Hessen gebucht werden.
Außerdem wurde HUNGRY zu den Hessischen Theatertagen 2024 eingeladen, yay!
Ihr könnt das dokumentarische Tanzfilm-Projekt HUNGRY aber auch nach wie vor online kostenlos anschauen. Kommt auf unsere Website vorbei: gossips-collective.com/hungry
Links zur Buchung von SUPERHEROES und den Terminen von HUNGRY gibt es dann wahrscheinlich kommendes Jahr.

Eine Volksfeindin

nach Henrik Ibsen
mit Texten von Şeyda Kurt
unter Verwendung der Bearbeitung von Florian Borchmeyer

14. Juli 2023
(mit türkischen Übertiteln und Audiodiskreption!)
Nationaltheater Mannheim

Dr. Stockmann hat herausgefunden, dass das Kurbad, das ihr selbst eine Anstellung und dem gesamten Städtchen wirtschaftlichen Aufschwung ermöglicht, keimverseuchtes und krankheitserregendes Wasser führt. Das Bad muss geschlossen werden, sind sich zunächst alle einig – bis klar wird, was eine Schließung und Sanierung an Kosten mit sich bringt. Ökonomische Sicherheit oder politische Integrität?

Spätestens seit Christian Drosten wissen wir, dass man politische Entscheidungen nicht nur rein nach (natur-)wissenschaftlichen Fakten treffen kann: Der Virologe war stets darauf bedacht, zu betonen, dass er nur aus seiner ganz eigenen Warte beraten, nicht jedoch konkrete Vorschläge machen könne, dafür müsse man Expert*innen aus der Psychologie, der Wirtschaft und anderer Disziplinen hinzuziehen, zu Komplex ist die Gemengelage.

Als Ibsen sein Drama schrieb, am Ende des 19. Jahrhunderts, waren für das bloße Auge unsichtbare Keime noch schwerer zu begreifen als 2020 ein ebenso wenig sichtbares Virus – oder gar die Ursachen eines Klimawandels, vor dem uns bereits in den 1970er Jahren der Club of Rome warnte. Dr. Stockmann und ihr Bruder, der Stadtrat, zeigen im Kleinen, wie schwierig uns radikale Transformationen zum nachhaltigen Wohle der Gemeinschaft heute im Großen fallen. Denn bereits bei der Frage, wodurch sich das „Wohl der Gemeinschaft“ definiert – ökonomischer Gewinn oder die Gesundheit der Kurgäste und das eigene reine Gewissen – zeichnet sich ab, dass sich augenscheinlich gemeinsame Ziele schneller voneinander entzweien als man „Kompromiss“ sagen kann. Visionär*innen mit idealistischen Ideen haben es schwer, vor allem in demokratischen Strukturen, denn Demokratie bedeutet in letzter Konsequenz, auszuhandeln und abzuwägen: zwischen Ökonomie und Ökologie, Nachhaltigkeit und Gewinn, Integrität und Umsetzbarkeit. Und Demokratie bedeutet auch, dass gewissen Entscheidungen von der Mehrheit getragen werden müssen und dass Dilemmata entstehen, wenn diese Mehrheit nicht mitgenommen wird auf die Reise komplexer Transformationsprozesse, die auf kurze Sicht unbequem erscheinen und auf lange Sicht die Zukunft eben jener Mehrheit retten.

Die Figuren der nicht näher benannten Vorstadtidylle ringen darum, was das Beste für ihr kleines Städtchen ist und verstricken sich dabei in eigenem Machstreben und der Sehnsucht nach Selbstwirksamkeit.

Die Journalistin und Autorin Şeyda Kurt hat für die Inszenierung von Katrin Plötner am Nationaltheater Mannheim ausgewählte Texte der Hauptfigur neu interpretiert und leiht Dr. Stockmann in deren schleichendem Radikalisierungsprozess ihre messerscharfe Sprache.

Doktor Thea Stockmann, Badeärztin: Maria Munkert. Karl Stockmann, ihr Mann: Christoph Bornmüller. Peter Stockmann, der ältere Bruder der Doktorin, Stadtrat und Vorsitzender im Aufsichtsrat des Bads: Matthias Breitenbach. Regine Kiil, Fabriksbesitzerin und Herrn Stockmanns Mutter: Almut Henkel. Hovstad, Redakteurin der Zeitung: Sarah Zastrau. Billing, Mitarbeiter der Zeitung: Omar Shaker. Aslaken, Herausgeber der Zeitung: Patrick Schnicke
 
Regie: Katrin Plötner. Bühne: Bettina Pommer. Kostüme: Lilli Wanner. Musik: Markus Steinkellner. Video: Karolina Serafin. Licht: Bernard Häusermann. Dramaturgie: Julia Hagen

© Ankündgungstext und Grafik NTM

© Julia Hagen 2022

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