wann?

neue ungehaltene reden ungehaltener frauen

ab sofort online

Hungy

choreographische Video-Portraits

ab sofort online

Sick of Sickfried

Nationaltheater Mannheim
Wiederaufnahme im Februar 2023 geplant

Eine Volksfeindin

Nationaltheater Mannheim
Premiere: 10. März 2023

was?

Ungehaltene Reden Ungehaltener Frauen

10. Dezember 2022, 17 Uhr

im Kasseler Rathaus (Eintritt kostenlos, um Anmeldung per Mail an protokoll@kassel.de wird gebeten, Einlass 16.30 Uhr)
oder
online im Live-Stream unter der Startseite unsere Website ungehalten.net

Ausstrahlung der Reden außerdem auf hr2-kultur am 22. (12.05 Uhr) und 28. (18.05 Uhr) Januar 2023

Die Stiftung Brückner Kühner, die S. Fischer Verlage, hr2-kultur und das Archiv Deutscher Frauenbewegung legte die Ausschreibung „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ im Mai zu zweiten Mal auf und forderte Menschen, die sich als weiblich identifizieren, dazu auf, sich bis zum 31. Juli 2022 mit einer ungehaltenen Rede zu bewerben.

Gemeinsam mit Friedrich Block (Stiftung Brückner Kühner), Friederike Emmerling (S. Fischer Theaterverlag), Karoline Sinur (hr2-kultur), Gilla Dölle (Archiv Deutscher Frauenbewegung, ) und Çağla Şahin (ausgewählte Rednerin aus dem vergangenen Jahr) habe ich im Herbst als Jurorin wieder sechs Rednerinnen ausgewählt, ihre Rede im Dezember zum Tag der Menschenrechte im Kasseler Rathaus zu halten.

Im Bild links die sechs ausgewähten Rednerinnen  (v.l.n.r. und v.o.n.u.) : Zoe Cross, Sara Ehsan, Sandra Kossendey, Chrizzi Heinen, Bettina Pili und Eva Schulz-Jander.

Alle Einsendungen aus dem letzten Jahr finden sich hier, ein vollständiger Mitschnitt  der Veranstaltung im Dezember ist hier zu sehen. Das Projekt hat schon weitere Kreise gezogen: Das Berliner Ensemble hat am 6. März 2022 fünf der Reden zur Aufführung gebracht (inszeniert von Simon Klösener, mehr Infos zur  hier) und die S. Fischer Verlage haben am 30. März insgesmt 16 der eingereichten Reden im Printformat „Neue Rundschau“ veröffentlicht, mehr dazu hier.

© Foto Anja Köhner / Stiftung Brückner Kühner, v. l. n. r. Bettina Pili, Sara Ehsan, Sandra Kossendey, Chrizzi Heinen, Eva Schulz-Jander, Zoe Cross

hungry

Tänzerinnen erzählen die Geschichten ihrer Körper: Sieben choreographische Video-Portraits über das Eine, was wir alle gemeinsam haben.

Online-Release: 30.12.2022 (ab jetzt einsehbar zu jeder Zeit!)

Live-Screening: 14.01.2023 studioNAXOS, Frankfurt

Auf den Aufruf von gossips, der Tänzerinnen einlud, sich für einen dokumentarischen Prozess mit Gesprächen, Interviews und einem Video-Dreh zu bewerben, meldeten sich im Sommer 2022 über 100 Tänzer*innen. Das Bedürfnis, in der Tanz-Szene und besonders als weiblich gelesene Person über die Beziehung zum eigenen Körper zu sprechen, war überwältigend. Die Tänzerinnen Yanel Barbeito Delgado, Magdalena Dzeco, Hend Elbalouty, Katja Gaudard, Tara Jade Samaya, Amelia Uzategui Bonilla und Maisie Woodford wurden schließlich eingeladen, Teil des Prozesses zu sein.

Auf Basis von biographischen Erfahrungen und Reflektionen und Überlegungen (angestoßen durch lange Vorgespräche und intensive Interviews im Rahmen des Projekts “Hungry”) entwickelten wir mit jeder Tänzerin und gemeinsam mit dem Film-Team De-Da Productions und der Komponistin und Musikern Miriam Berger je ein choreographisches Tanz-Portrait, innerhalb dessen jede Tänzerin ihre subjektive Geschichte vertanzt, die gleichzeitig weit über die individuelle Erfahrung hinausweist und einen Beitrag zum Diskurs über Körper-Normen, Leistungsdruck und (gegenderte) Schönheitsideale auch außerhalb der Tanzszene leistet.

Performance / Choreography: Yanel Barbeito Delgado / Magdalena Dzeco / Hend Elbalouty / Katja Gaudard / Tara Jade Samaya /Amelia Uzategui Bonilla / Maisie Woodford

Konzept: Gal Fefferman, Anno Bolender, Julia Hagen, Katelyn Skelley, De-Da Productions, in collaboration with Yanel Barbeito Delgado / Magdalena Dzeco / Hend Elbalouty / Katja Gaudard / Tara Jade Samaya /Amelia Uzategui Bonilla / Maisie Woodford

Artistic direction / Choreography: Gal Fefferman. Dramaturgy: Julia Hagen. Produktion: Anno Bolender. Film: De-Da Productions. Music: Miriam Berger. Consultation: Katelyn Skelley. Choreographic assistant: Evie Poaros. Translation for Yanel Barbeito Delgado:  Guillermo de la Chica Lopez . Special thanks to Alexandra Morales and Omar Gomez 

Foto: De-Da Productions

Eine Volksfeindin

nach Henrik Ibsen
mit Texten von Şeyda Kurt
unter Verwendung der Bearbeitung von Florian Borchmeyer

Premiere: 10.03.2023
Nationaltheater Mannheim

Dr. Stockmann hat herausgefunden, dass das Kurbad, das ihr selbst eine Anstellung und dem gesamten Städtchen wirtschaftlichen Aufschwung ermöglicht, keimverseuchtes und krankheitserregendes Wasser führt. Das Bad muss geschlossen werden, sind sich zunächst alle einig – bis klar wird, was eine Schließung und Sanierung an Kosten mit sich bringt. Ökonomische Sicherheit oder politische Integrität?

Spätestens seit Christian Drosten wissen wir, dass man politische Entscheidungen nicht nur rein nach (natur-)wissenschaftlichen Fakten treffen kann: Der Virologe war stets darauf bedacht, zu betonen, dass er nur aus seiner ganz eigenen Warte beraten, nicht jedoch konkrete Vorschläge machen könne, dafür müsse man Expert*innen aus der Psychologie, der Wirtschaft und anderer Disziplinen hinzuziehen, zu Komplex ist die Gemengelage.

Als Ibsen sein Drama schrieb, am Ende des 19. Jahrhunderts, waren für das bloße Auge unsichtbare Keime noch schwerer zu begreifen als 2020 ein ebenso wenig sichtbares Virus – oder gar die Ursachen eines Klimawandels, vor dem uns bereits in den 1970er Jahren der Club of Rome warnte. Dr. Stockmann und ihr Bruder, der Stadtrat, zeigen im Kleinen, wie schwierig uns radikale Transformationen zum nachhaltigen Wohle der Gemeinschaft heute im Großen fallen. Denn bereits bei der Frage, wodurch sich das „Wohl der Gemeinschaft“ definiert – ökonomischer Gewinn oder die Gesundheit der Kurgäste und das eigene reine Gewissen – zeichnet sich ab, dass sich augenscheinlich gemeinsame Ziele schneller voneinander entzweien als man „Kompromiss“ sagen kann. Visionär*innen mit idealistischen Ideen haben es schwer, vor allem in demokratischen Strukturen, denn Demokratie bedeutet in letzter Konsequenz, auszuhandeln und abzuwägen: zwischen Ökonomie und Ökologie, Nachhaltigkeit und Gewinn, Integrität und Umsetzbarkeit. Und Demokratie bedeutet auch, dass gewissen Entscheidungen von der Mehrheit getragen werden müssen und dass Dilemmata entstehen, wenn diese Mehrheit nicht mitgenommen wird auf die Reise komplexer Transformationsprozesse, die auf kurze Sicht unbequem erscheinen und auf lange Sicht die Zukunft eben jener Mehrheit retten.

Die Figuren der nicht näher benannten Vorstadtidylle ringen darum, was das Beste für ihr kleines Städtchen ist und verstricken sich dabei in eigenem Machstreben und der Sehnsucht nach Selbstwirksamkeit.

Die Journalistin und Autorin Şeyda Kurt hat für die Inszenierung von Katrin Plötner am Nationaltheater Mannheim ausgewählte Texte der Hauptfigur neu interpretiert und leiht Dr. Stockmann in deren schleichendem Radikalisierungsprozess ihre messerscharfe Sprache.

Doktor Thea Stockmann, Badeärztin: Maria Munkert. Karl Stockmann, ihr Mann: Christoph Bornmüller. Peter Stockmann, der ältere Bruder der Doktorin, Stadtrat und Vorsitzender im Aufsichtsrat des Bads: Matthias Breitenbach. Regine Kiil, Fabriksbesitzerin und Herrn Stockmanns Mutter: Almut Henkel. Hovstad, Redakteurin der Zeitung: Sarah Zastrau. Billing, Mitarbeiter der Zeitung: Omar Shaker. Aslaken, Herausgeber der Zeitung: Patrick Schnicke
 
Regie: Katrin Plötner. Bühne: Bettina Pommer. Kostüme: Lilli Wanner. Musik: Markus Steinkellner. Video: Karolina Serafin. Licht: Bernard Häusermann. Dramaturgie: Julia Hagen

© Ankündgungstext und Grafik NTM

Sick of Sickfied! Das letzte Lied der Nibelungen

Rap-Theater von Jaques Tabaques und Jaxxon Mehrzweck mit Musik von Jakob Hoff
SWR-Fernsehbeitrag hier, SWR-Radiobeitrag hier

16., 18., 25. & 26. Februar
12., 17. & 31. März

Wir sind in der Postmoderne angelangt: Große Heldinnen gibt es nicht mehr, geschweige denn Helden. An ihre Stelle sind Demokratie und Aufklärung getreten. Manchen gilt Greta Thunberg als zeitgemäße Heldin, einige verehren gar ihren Lieblingsvirologen, aber selbst der weiß: There is no glory in prevention und bringt damit auf den Punkt, dass selbst Wissenschaft im 21. Jahrhundert nicht (mehr?) zur Religion taugt. Und in der Politik? Hier scheinen vermeintlich moderne Helden oft haarscharf am Despotismus vorbeizuschlittern, wenn sie ihre eigene Nation great again, wieder groß und vor allem größer als andere Nationen machen wollen. Wir begegnen den zeitgenössischen Held*innen also mit einer grundsätzlichen Skepsis, die sich in Deutschland natürlich auch historisch bedingt.
Die Zeit der Mythen scheint längst vorbei, aber die Sehnsucht nach großen Taten, nach echten Gefühlen wie Liebe, Rache, Machthunger und unbeugsamer Treue ist einfach zu groß und so schleicht sich der Held durch die Hintertür wieder rein, spätestens nach Feierabend vor Netflix und Disney+, wenn wir die Abenteuer von Superheld*innen, Auserwählten und aller anderen verfolgen, die größer sind als wir selbst. Auf der einen Seite also der Eskapismus in ferne Welten, die sich einfach in Gut und Böse aufteilen lassen und andererseits aufgeklärte Diskurse, Problematisierung von „Männlichkeit“ und ruhiges Blut, das sich höchstens durch die Verletzung der Antidiskriminierungsklausel in Wallung bringen lässt. Und davon findet sich im Nibelungen-Stoff nicht zu wenig: Es wird betrogen, herabgesetzt, beleidigt, gemordet und vergewaltigt – auch und vor allem durch den großen Helden.
Ist tatsächlich der viel besungene Heros das eigentliche Hindernis, das alle anderen an ihrem Glück hindert? Den es zu vernichten gilt? Und die ganze toxische Männlichkeit gleich mit? Nieder mit dem alten weißen Mann? Macht der Held uns krank, sind wir alle sick of Sickfried? Wer den Helden abschafft, verleugnet die eigene Sehnsucht. Denn am Ende sind wir alle gemeinsam verantwortlich für die Welt, in der wir leben wollen – und die Vielfalt der Narrative, die sie bestimmen. Welche Geschichten wollen wir uns erzählen? Wie wollen wir sprechen über Beziehungen und Missbrauch, über Männer, Frauen, Held*innen, Menschen?
Mannhein spielt die erste Hälfte der Nibelungensage, wie sie noch nie war, wie sie hätte sein können und wie sie heute ist. Aus fünf verschiedenen Perspektiven. Und mit Rap. Rhythm and Poetry, auch das Original ist schließlich gereimt und so viel Werktreue muss sein. Der Künstler Torky Tork, erfolgreicher Beatproduzent der deutschsprachigen Hip-Hop-Szene, komponierte die Nibelungensage als Rap-Theater und Tim Knapper dichtete eigens fürs Nationaltheater Mannheim und in enger Zusammenarbeit mit dem Team die gereimte Textfassung. Inszeniert von Florian Hartweck spielt das Mannheimer Ensemble DEN deutschen Mythos, eine gerappte Tragödie und über unser aller Sehnsucht nach den ganz Großen – und nach deren Fall.

Mit: Tala Al-Deen, Annemarie Brüntjen,  Eddie Irle, Arash Nayebbandi Regie: Florian Hartweck Bühne: Julian Marbach Kostüme: Kathrin Krumbein Video: Thorsten Hallscheidt und Micky Fröhlich Musik: Jakob Hoff Dramaturgie: Annabelle Leschke, Julia Hagen Kunst und Vermittlung: Ronja Gerlach

© Grafik NTM

next to normal

Musical | Staatstheater Kassel

Premiere: 14. Oktober 2022
nächste Termine: 4. und 24.02.23

Musik von Tom Kitt | Buch und Gesangstexte von Brian Yorkey | Deutsch von Titus Hoffmann
Original-Broadwayproduktion von David Stone, James L. Nederlander, Barbara Whitman, Patrick Catullo und Second Stage Theatre

Die Integrität einer Gesellschaft zeigt sich am Umgang mit denen, die nicht ganz normal sind. Nicht den gesellschaftlichen oder medizinischen Normen zu entsprechen, bedeutet allzu oft Ausgrenzung und Stigmatisierung – doch was fängt man mit einer Normalität denn überhaupt an, die sich als hochgradig toxisch entpuppen kann? Next to normal erzählt die Geschichte einer „fast normalen“ vierköpfigen Familie – scheinbar durchschnittlich, gewöhnlich, konventionell. Erst bei näherer Betrachtung wird sichtbar, welche Auswirkungen die bipolare Störung der Mutter Diana Goodman auf das Familienleben hat: Ehemann Dan versucht die Familie zusammenzuhalten, Tochter Natalie sucht als Musterschülerin die Anerkennung, die sie zu Hause vermisst, und rutscht doch in die Drogen- und Medikamentenabhängigkeit ab. Und Sohn Gabe? Auch bei ihm läuft einiges nicht ganz „normal“.

Next to Normal bringt die ganze Klaviatur menschlicher Emotionen auf die Bühne. In diesem Sinne brachte es die New York Times auf den Punkt: es sei mehr als ein „Feel-Good-Musical – es ist ein Feel-Everything-Musical!“. Es wurde neben drei Tony Awards auch mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet – eine Ehre, die einem Musical nur selten zuteil wird. Am Staatstheater Kassel konnte diese Produktion in der Spielzeit 2020/21 coronabedingt nicht realisiert werden und kommt nun endlich zu ihrer feierlichen Premiere. Intensive Vorbereitungen und eine erste kurze Probenphase im Jahr 2020 habe ich als Dramaturgin begleitet, nun übernimmt ein Kollege des neuen Teams des Staatstheaters Kassel.

Musikalische Leitung: Peter Schedding, Donato Deliano . Inszenierung: Philipp Rosendahl. Bühne und Kostüme: Brigitte Schima. Licht: Marie-Luise Fieker. Dramaturgie: Felix Linsmeier/Julia Hagen. Movement Director: Constantin Hochkeppel
Besetzung: Aisata Blackman (Diana Goodman), Philipp Büttner (Gabe), Alexander Di Capri (Dan Goodman), Judith Caspari (Natalie Goodman), Timothy Roller/Tom Schimon (Henry), Andreas Wolfram (Dr. Fine/Dr. Madden)

© Julia Hagen 2022

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